Meinungsaustausch zwischen Wirtschaft und Politik

CSU-Kreistagsfraktion suchte das Gespräch mit heimischen
Unternehmern –Aufschwung statt Bürokratie – Metropolregion zu sehr auf Nürnberg konzentriert?

Nürnberger Land (csu) – Auf Initiative des stellvertretenden Landrats Norbert Dünkel lud die CSU-Kreistagsfraktion Vertreter der Wirtschaft, des Handels und Dienstleistungsgewerbes zum Meinungsaustausch in den Hotel-Gasthof „Zur Post“ nach Lauf.

Norbert Dünkel und die Mandatsträger MdB Marlene Mortler und MdL Kurt Eckstein zeigten sich gemeinsam mit dem Fraktionsvorstand erfreut über die große Resonanz an der Gesprächsrunde, welche die CSU-Kreistagsfraktion zu einer ständigen Einrichtung machen will.

In offener Runde saßen sich politische Entscheidungsträger und branchenübergreifend Repräsentanten vieler Unternehmen aus dem Nürnberger Land zum konstruktiven Gedankenaustausch gegenüber.

Norbert Fackelmann, Vorsitzender des Industrie- und Handelskammergremiums Hersbruck, legte in einer einführenden Situationsanalyse dar, dass sich die wirtschaftliche Lage aufgehellt habe, jedoch immer noch mit Problemen behaftet sei.

Fackelmann kritisierte den Zeitgeist, in allen Bereichen eine 100-prozentige Absicherung anstreben zu wollen, als einen verheerenden Auswuchs. Vielmehr würde er sich, so der Geschäftsführer des gleichnamigen Hersbrucker Produzenten von Haushaltsartikeln und Badezimmermöbeln, einen Abbau des „Lobbyistentums“, das vieles blockiert, und von Subventionen wünschen, die erwiesenermaßen zu Fehlsteuerungen führen.

Nach Meinung Fackelmanns, dessen Unternehmen in zwölf europäischen Ländern, der Türkei, Hongkong und China vertreten ist und 2004 als eines der 50 wachstumsstärksten Unternehmen Bayerns ausgezeichnet wurde, nimmt die Politik ihre Möglichkeiten zur Einflussnahme jedoch nur unzureichend wahr.

Alle Anwesenden stimmten darin überein, dass die Bürokratie in Deutschland eine Dimension erreicht hat, die dringend einer Reduzierung auf ein vertretbares Maß bedarf. Für Gerhard Knienieder, Geschäftsführer der Firma EMUGE-Franken in Lauf, ist die Kostenstruktur mit einem Personalkostenanteil von 50 Prozent das Problem der deutschen Unternehmen im internationalen Wettbewerb. Ein großes Plus des Standortes Deutschland sei dagegen die gute Facharbeiterausbildung.

Während Peter Groß, Inhaber der Bekleidungsfirma Création Gross in Hersbruck, wegen der beschlossenen Mehrwertsteuererhöhung 2007 mit einem weiteren Konsumrückgang rechnet, vertraut Unternehmensberater Friedrich Mühlberg aus Altdorf auf die Selbstheilungskräfte der Wirtschaft. Dieser sieht das Heil der Unternehmen nicht immer in der Größe und Expansion und verwies darauf, dass Firmen unter 100 Mitarbeitern 90 Prozent der Beschäftigten stellen.

Für Lambert Herrmann, Verleger der „Pegnitz-Zeitung“ in Lauf, wäre es wichtig, die Standortfaktoren deutlicher und positiver darzustellen.

Werner Dumberger, Vorstandsmitglied der Sparkasse Nürnberg, sieht das augenblickliche Stimmungsbild als verhalten optimistisch. Ansonsten stimmte Dumberger mit dem Vorstandsvorsitzenden der Raiffeisenbank Hersbruck, Georg Mertel, überein, dass die Rahmenbedingungen in Deutschland (Arbeitsrecht/Kündigungsschutz) ebenso ein Hemmschuh für die Wettbewerbsfähigkeit sind wie die Bürokratie. Dumberger: „Wenn bei uns etwas genehmigt wird, läuft woanders schon längst die Produktion.“

In die gleiche Kerbe schlug Siegfried Zetzl. Der Transportunternehmer aus Röthenbach an der Pegnitz kritisierte die Gängelung des Transportgewerbes durch ein Übermaß an Vorschriften und tat kund, dass die administrativen Rahmenbedingungen kein Wachstum mehr zuließen.

Arnold Rauhut, Altdorf, kritisierte Kommunen, die als Dienstleister vielfach nicht die Interessen der Unternehmer und Bürger wahrnehmen, sondern sich in träger Verwaltung erschöpfen. Kurt Tausendpfund, Geschäftsführer der Sebald Zementwerke Hartmannshof, übte Kritik an Kostensteigerungen bei Genehmigungsverfahren im Landratsamt.

Der Hersbrucker Textilkaufmann Klaus Wiedemann schilderte die schwierige Lage von alteingesessenen Einzelhandelsgeschäften. Diese hätten den Schnäppchenangeboten von Discountern so gut wie nichts entgegenzusetzen. Cornelia Wilhelm vom Sanitätshaus Coframed in Hohenstadt beklagte die Vorgaben durch das neue Festpreissystem in der Krankenversicherung und die Unbeweglichkeit der Krankenkassen. Damit würden viele Sanitätshäuser in den Ruin getrieben, so deren pessimistische Einschätzung.

Walter Maisel, Geschäftsführer der Bauunternehmung Maisel aus Hohenstadt, sprach den Facharbeitermangel im Baugewerbe an. Er kritisierte, dass den Auszubildenden, die sich in der Praxis beweisen wollen, zu viel überbetriebliche Ausbildung übergestülpt würde.

Jürgen Lorenz, Winkelhaid, von der gleichnamigen Werbeagentur und Vorsitzender des IHK-Gremiums Altdorf, sieht die Umsetzung von Patententwicklungen als großes Defizit: „Deutschland liegt zwar bei der Zahl von Patenten mit an der Weltspitze. Danach fehlt aber leider der Mut, die Neuigkeiten zur Produktreife weiterzuentwickeln“, bedauerte Lorenz.

Als abschließendes Themenfeld wurde die neue Metropolregion Nürnberg angesprochen. Dies ist ein Bereich, der für MdL Kurt Eckstein noch zu sehr auf den Ballungsraum Nürnberg fixiert ist. Ein entscheidender Punkt ist für Eckstein, „dass wir konzeptionell daran arbeiten, wahrgenommen zu werden, denn entsprechende Wachstumskapazitäten sind im Nürnberger Land vorhanden.“

Fotos:

Gesprächsrunde zwischen Politik und Wirtschaft mit Norbert Dünkel, Norbert Fackelmann, MdL Kurt Eckstein, Jürgen Lorenz, Walter Maisel, Monika Nette und Cornelia Wilhelm (v. li.)




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